Blocksberg

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Geschützt: Australien 2016

Flug und 1.Tag erste Woche 1 erste Woche 2 erste Woche 3 zweite Woche 1 zweite Woche 2 zweite Woche 3 zweite Woche 4 zweite Woche 5 dritte Woche 1 dritte Woche 2 dritte Woche...

Kreta 2014

Usbekistan 2013

letzte Woche 2

Der Aufenthalt geht seinem Ende zu. Am Montag hatte ich keine Lust, so früh mit Sue aufzustehen. Ich blieb zuhause und schrieb an meinem Blog...
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letzte Woche 1

Die letzte Woche mit ihrem dreitägigen Trip und den zwei Tagen in der Schule empfand ich als ziemlich anstrengend, so dass ich am Samstag zuhause...
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dritte Woche 6

Der Donnerstag mit der peinlichen Assembly endete am Abend mit einer Musicalaufführung. David Dunn hatte uns zur Aufführung in seine Factory eingeladen, eine von 5...
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dritte Woche 5

Donnerstag und Freitag tauchte ich wieder in die Welt der Schule ein, nicht unbedingt glücklich dabei, aber mitgegangen - mitgefangen. Es fing schon am Mittwoch...
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dritte Woche 4

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, wo ich zum ersten Mal genau wahrnahm, was unser Fahrer schon gearbeitet hatte, bevor wir überhaupt aufgestanden waren, brachen...
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dritte Woche 3

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dieser Spruch, den unser Fahrer von einem deutschen Touristen hatte, beschäftigte mich während der Fahrt mehrfach, aber...
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Kreta 2014

letzte Woche 2

Der Aufenthalt geht seinem Ende zu. Am Montag hatte ich keine Lust, so früh mit Sue aufzustehen. Ich blieb zuhause und schrieb an meinem Blog...
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letzte Woche 1

Die letzte Woche mit ihrem dreitägigen Trip und den zwei Tagen in der Schule empfand ich als ziemlich anstrengend, so dass ich am Samstag zuhause...
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dritte Woche 6

Der Donnerstag mit der peinlichen Assembly endete am Abend mit einer Musicalaufführung. David Dunn hatte uns zur Aufführung in seine Factory eingeladen, eine von 5...
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dritte Woche 5

Donnerstag und Freitag tauchte ich wieder in die Welt der Schule ein, nicht unbedingt glücklich dabei, aber mitgegangen - mitgefangen. Es fing schon am Mittwoch...
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dritte Woche 4

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, wo ich zum ersten Mal genau wahrnahm, was unser Fahrer schon gearbeitet hatte, bevor wir überhaupt aufgestanden waren, brachen...
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dritte Woche 3

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dieser Spruch, den unser Fahrer von einem deutschen Touristen hatte, beschäftigte mich während der Fahrt mehrfach, aber...
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dritte Woche 2

Am Montag begaben wir uns auf eine 3-Tagesfahrt entlang der sogenannten Great Ocean Road und in den Nationalpark Grampians. Es hatte in den letzten Tagen...
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dritte Woche 1

Offenbar wurde der letzte Beitrag gelesen, obwohl er noch nicht fertig war. Ich hätte nicht gedacht, wie schwierig es ist, wenn man immer irgendwie eingebunden...
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Usbekistan 2013

letzte Woche 2

Der Aufenthalt geht seinem Ende zu. Am Montag hatte ich keine Lust, so früh mit Sue aufzustehen. Ich blieb zuhause und schrieb an meinem Blog weiter. Das dauerte wieder eine Zeit und irgendwie hatte ich nicht die Energie, zu Fuß loszugehen, um noch einmal in die Stadt zu gehen, was …

letzte Woche 1

Die letzte Woche mit ihrem dreitägigen Trip und den zwei Tagen in der Schule empfand ich als ziemlich anstrengend, so dass ich am Samstag zuhause blieb. Es gab auch gar keine andere Möglichkeit, denn es regnete in Strömen. Ich schrieb weiter an meinem Blog und las einen wissenschaftlichen Artikel, den …

dritte Woche 6

Der Donnerstag mit der peinlichen Assembly endete am Abend mit einer Musicalaufführung. David Dunn hatte uns zur Aufführung in seine Factory eingeladen, eine von 5 schon vollkommen ausverkauften. Bei einer Bestuhlung von 60 Plätzen waren wohl zum großen Teil schon Freunde und Bekannte der Aufführenden die Zuschauer. Die völlig intakten …

dritte Woche 5

Donnerstag und Freitag tauchte ich wieder in die Welt der Schule ein, nicht unbedingt glücklich dabei, aber mitgegangen – mitgefangen. Es fing schon am Mittwoch Abend nach unserer Rückkehr an. Angelika, die am weitesten von der Schule wegwohnte, hatte den Fahrer gebeten, sie ein Stück mitzunehmen, ich hielt die Stellung …

dritte Woche 4

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, wo ich zum ersten Mal genau wahrnahm, was unser Fahrer schon gearbeitet hatte, bevor wir überhaupt aufgestanden waren, brachen wir zu einer längeren Wanderung auf. Wir fuhren zunächst mit dem Bus und gingen dann durch eine Felslandschaft, die sich immer weiter verengte und schließlich …

dritte Woche 3

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Dieser Spruch, den unser Fahrer von einem deutschen Touristen hatte, beschäftigte mich während der Fahrt mehrfach, aber ich war mit meiner dicken Fleecejacke, dem Anorak darüber und darunter mit zwei weiteren Schalen für Wind, Kälte und Nässe auf diesem Trip doch manchmal …

dritte Woche 2

Am Montag begaben wir uns auf eine 3-Tagesfahrt entlang der sogenannten Great Ocean Road und in den Nationalpark Grampians. Es hatte in den letzten Tagen ziemlich heftig geregnet, sodass wir zunächst gar nicht auf die Strecke kamen sondern sie umfahren mussten, weil sie wegen Erdrutschen und umgefallener Bäume gesperrt war. …

dritte Woche 1

Offenbar wurde der letzte Beitrag gelesen, obwohl er noch nicht fertig war. Ich hätte nicht gedacht, wie schwierig es ist, wenn man immer irgendwie eingebunden ist, etwas aufzuschreiben, ich jedenfalls bin sehr von der Umgebung ablenkbar und kann dann keinen Gedanken fassen. Ich habe dann etwas zur Sicherheit hochgeladen, weil …

zweite Woche 5

Am Freitag war wieder eine gemeinsame Unternehmung der deutschen Schüler. Wir fuhren zu einem Reservat für bedrohte australische Tierarten etwa eine Stunde von Melbourne entfernt. Hier konnten wir wieder Känguruhs und Koalas besichtigen, aber auch ganz besondere Tiere wie Beutelteufel, verschiedene Schlangen und Echsen und das Schnabeltier, das wohl zu …

zweite Woche 4

Leider war der Server, auf dem die Website gehostet ist, blockiert, deshalb konnte ich nicht mehr schreiben. Jetzt hat mein Kollege Hermann dankenswerterweise aufgeräumt, aber das Ipadprogramm, von dem ich geschrieben habe, hat sich aufgehängt. So wird es etwas schwieriger und vor allem zeitaufwändiger, einen Text mit Bildern hochzuladen. Deshalb …

Berlin-London 2016

28.4.2016 Nachrichten aus der Metropole
Gerade bin ich durch den Securitycheck in Tegel und etwas geschafft, weil es diesmal sehr kompliziert war und ich mich vermutlich sehr blöd angestellt habe. Von Berlin nach London reise ich nur mit einem Koffer, den ich in die Kabine mitnehme, deshalb musste ich alles auspacken und Duschgel, Körperlotion und einen Salat, den ich mir für heute Abend aufs Hotelzimmer nehmen wollte, wegschmeißen, was eine größere Schlange hinter mir entstehen ließ. Ansonsten sind die Wege hier sehr kurz, ich hatte eine online-boardingkarte, die noch nicht mal ein Gate auswies, aber alles lag direkt hinter dem Schalter zum Einchecken. Nun sitze ich hier, viel zu früh aus Angst, das Zeitpolster könnte zu dünn sein, und komme dazu, meine diesmaligen Eindrücke von Berlin zusammenzufassen.
Es ist ganz merkwürdig, jedesmal, wenn ich hierherkomme, bin ich noch mehr begeistert als vorher. Das, was mir anfangs negativ aufstieß, die Vielfältigkeit der Sprachen, die nervenden S-Bahn-Musiker, die weiten Distanzen, machen mir jetzt nichts mehr aus, ich habe im Gegenteil entdeckt, wie schön diese Stadt sein kann mit ihren vielen Parks und Wasserflächen, die um diese Zeit natürlich ganz besonders attraktiv sind. Bevor ich mir im Gropius-Bau Ausstellungen über die Maya und alte Höhlenmalereien angeschaut habe, war ich auf Empfehlung von Conny im neuen Park am Gleisdreieck, dessen Abwasserplanung zu meiner Überraschung vom Büro meines Bruders erstellt worden war, was ich hier mit Anerkennung vermerke. Nur die Obdachlosen, die sich unter der Eisenbahnbrücke direkt an meiner Unterkunft mit Matratzen, Schlafsäcken und Plastiksäcken eingerichtet haben, versetzen mir jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, doch einen Stich. Der Kontrast zu der vergleichsweise saturierten Gegend Charlottenburg, wo sich Restaurants mit Feinkostläden und Spezialgeschäften zu einer bunten Kette aneinanderreihen, die von würdigen Rentnern frequentiert werden, Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte usw., ist doch zu groß. Diese optisch identische Klientel sieht man auch Samstag Vormittag in der Marburger Oberstadt. Es wird deutlich, dass ich zu dieser wohlversorgten Gruppe gehöre und in Anbetracht der Tatsache, dass ich demnächst 65 werde, möchte ich mir am liebsten eine Tarnkappe aufsetzen. Nun wird es also bald ernst, mit dem Begriff Vorruhestand konnte ich mich ja bisher rausreden. Insofern war dieser Berlinaufenthalt ein ganz besonderer, versetzte er mich doch in eine Zeit zurück, die 40 Jahre hinter mir liegt, und es ertönte alla reminiscenza eine Musik, die ich lange nicht mehr gehört hatte. Es begann mit einem Blick in den Spielplan der Deutschen Oper. Das Ballett Romeo und Julia von Prokofjew wurde gegeben in der Inszenierung von John Cranko, jenes Choreographen und Direktor des Stuttgarter Balletts,den man in meiner Studienstadt als Heiligen verehrte, nachdem er kurz zuvor auf ziemlich schreckliche Weise gestorben war. Wir hatten damals Freikarten von der Hochschule, sodass ich oft mehrere Male in der Woche in der Oper war und mir auch viele Ballettvorstellungen angesehen habe. Alle schwärmten damals für das Traumpaar Marcia Haydee und Richard Cragun, heute kennt  sie kaum noch jemand, nur vorgerückte Ballettfreaks. Von meiner Begeisterung ist nach 40 Jahren nicht viel geblieben, ich empfand die Vertanzung der unverwüstlichen Geschichte als ziemlich verstaubt, aber offenbar hat sie noch immer ihr Publikum. Das mag auch der grandiosen Musik von Prokofjew geschuldet sein, zu der ich ein ganz besonderes Verhältnis habe, seitdem ich einmal im Sinfoniekonzert in Gießen die aus dem Ballet gefilterte Suite am Klavier mitspielen durfte. Eine sehr heikle Aufgabe, der ich als alleine vor mich hinübender Pianist nur dadurch gewachsen war, dass ich mir vorher eine CD besorgt und mir die Musik ungefähr eingeprägt, teilweise auch mit der CD mitgespielt hatte, denn ich sah mich unvermittelt in der Situation des Triangelspielers, der nach 1000 Takten Pause ganz plötzlich seinen Einsatz hat. Aber das Ballett war es nicht allein, zwei Tage später gab es im Theater am Schiffbauerdamm zu Shakespeares 400. Todestag, der angeblich auch sein Geburtstag ist, Richard II in einer Inszenierung von Peymann, dem derzeitigen Leiter des Berliner Ensembles. Peymann war auch der Leiter des Schauspiels in Stuttgart, als ich dort studierte, später ging er mit seinen Schauspielern nach Bochum und ans Burgtheater Wien, und ist mir abgesehen durch die vielen interessanten Inszenierungen und Thomas-Bernhard-Uraufführungen durch eine Episode besonders in Erinnerung geblieben. Ich sollte für einen Kommilitonen, der irgendwie den Job der Bühnenmusik in einer großen Inszenierung von Faust I und II ergattert hatte, an einigen Tagen vertreten und ich war stolz und glücklich, endlich auch mal etwas am Theater machen zu können. Ich war auch bei einigen Proben dabei, wo ein Coach alles erläuterte, aber irgendwie hatte ich nicht mitbekommen, dass ich ich am Klavier auch die Einsätze geben sollte. Es kam, wie es kommen musste, an einer Stelle wartete der Mephisto Branko Samarowsky, ein toller Schauspieler, auf den Einsatz der Musik, und als sie nicht kam, fing er an zu improvisieren. Irgendwie ging es dann weiter, aber ich flog am nächsten Tag raus. Ich war kurz davor, mir einen Strick zu nehmen.
Ich hatte mir immer vorgestellt, das Berliner Ensemble spiele Brecht-gemäß in einem schlichten, dem epischen Theater entsprechenden Raum und war ziemlich erstaunt, dass es sich beim Theater am Schiffbauerdamm um ein putziges kleines stuckverziertes Gebäude aus dem 19.Jhdt. handelte. Rolf Hochhuth, der Eigentümer des Hauses, wie ich später erfuhr, war unter den Zuschauern und ich ergatterte die wirklich allerletzte Karte, die zu haben war, nachdem ich es fast nicht mehr geschafft hatte, pünktlich kurz vor Beginn am Schalter zu sein, da die kurze Strecke mit der S-Bahn von der Warschauer Straße wegen eines Zwischenfalles in Charlottenburg, also weit vorne in der Strecke, verstopft war und wir alle noch einmal umsteigen mussten. Die Inszenierung des Shakespeare-Stückes war wirklich grandios. Peymann tourte bereits auf der ganzen Welt  mit ihr,  gab Vorstellungen im Globe Theater Shakespeares wie in Japan. Bisher kannte ich noch kein Königsdrama außer King Lear. Richard II ist ein König, der große Fehler macht und erst in seinem Fall sehr hellsichtig wird. Den Vater des Widersachers, einen alten, kurz vor dem Tod stehenden Mann, spielte Martin Schwab, den ich in Stuttgart als einen der Schüler in Wedekinds Frühlings Erwachen gesehen hatte. Er war hier der einzige von der damaligen Stuttgarter Truppe. Peymann hatte zusammen mit dem englischen Botschafter anlässlich des Todestages zu einem Umtrunk in den Hof des Theaters eingeladen und trat selbst nach dem Stück im Hof auf einer kleinen, reizvoll mit dem Schinkelschen Sternenhimmel aus der Zauberflöte dekorierten Bühne, auf der anschließend Sonette rezitiert wurden, ans Mikrophon. Er schien mir gealtert, aber da ich ihn als den Älteren schon in Stuttgart erlebt hatte, empfand ich den Unterschied zu damals zwar spürbar, aber nicht so groß wie bei Martin Schwab. Derjenige, der allerdings überhaupt nicht gealtert war, das war ich. Sehr merkwürdig, wie man die eigene Situation verkennt. Peymann zitierte, in bekannter Weise politisch engagiert, aus dem neuen Spiegel die einzige originale Handschrift Shakespeares mit einem Hinweis auf den menschlichen Umgang mit Flüchlingen, erstaunlich passend. Er als deutscher Regisseur werde von den Engländern beneidet, weil die Deutschen immer wieder modernisierte Übersetzungen der Stücke lieferten, während er die Engländer um die Originalität ihrer Sprache beneide, die zwar alt, aber heute noch vollkommen lebendig sei und verstanden werde, ein Umstand, den ich als Lehrer nachempfinden kann, wenn man sich manche Schiller-Ausgaben ad usum delphini anschaut, die man in den Schulbuchverlagen angeboten bekommt. Anschließend sprach der englische Botschafter, selbst der Sohn eines Schauspielers aus der Royal Academy und offenbar mit Peymann persönlich bekannt, der ihn auf seinen Vornamen Sebastian ansprach, den der Vater wohl aus dem Shakespearestück the 12??? (Ich habe es nicht ganz verstanden), entnommen habe. Keineswegs, antwortete der, Shakespeare sei zwar trotz des drohenden Brexit der König des Vereinigten Königreichs der modernen europäischen Literatur, der Name stamme aber von Johann Sebastian Bach, seinem Kollegen aus dem Reich der Musik.
Am Montag hatte ich nach dem Ende meines Bazi-Suanming-Kurses nun frei und besuchte ein „Espresso-Konzert“ um 14 Uhr im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Dieses Gebäude kannte ich ja auch noch nicht und ich war sehr überrascht, dass das Konzert nicht im Foyer wie erwartet, sondern im großen Saal stattfand, den ich bisher nur auf Bildern gesehen hatte. Zuerst war ich etwas verwirrt, weil die Bühne komplett auf den Zuschauerraum abgesenkt und dieser vollkommen unbestuhlt war bis auf etwa 200 eigentlich nicht in den Saal gehörige Stühle, die aber um 90 Grad gedreht auf die Längsseite des Raumes wiesen, wo ein Flügel stand. Den außerordentlich guten Kaffee oder Espresso konnte man sich mit der Eintrittskarte vor oder nach dem Konzert an der Bar abholen. Zum hundertsten Geburtstag von Yehudi Menuhin feierte man in diesen Tagen ein kleines Festival. Menuhin war als Kind schon in Berlin und kam direkt nach dem Krieg zurück und spielte unter Furtwängler, eine bedeutsame Geste der Versöhnung angesichts Furtwänglers Indifferenz gegenüber den Nazis. Ich sah vor kurzem auch einen Film über ihn, ein ganz erstaunlicher Mann, der keinerlei Ressentiment kannte und auch den Austausch der Kulturen, unter anderem mit dem Sitarspieler Ravi Shankar aktiv lebte. Später gründete Menuhin eine Schule für musikalisch Hochbegabte aus aller Welt, die inzwischen 80 Schüler hat und in der Nähe von London ihren Sitz. Die bestritten auch das Konzert, alle im Alter zwischen 13 und 18 Jahren und von einer Reife und Perfektion, die uns Zuhörer begeisterte. Eine 17jährige deutsche Pianistin übersetzte jeweils die einführenden Worte des musikalischen Direktors der Schule und spielte mit zwei Schulkameraden dann das sehr vertrackte Trio eines zeitgenössischen englischen Komponisten in atemberaubender Qualität. Als ich eben am Gate von meinem IPad aufblickte, sah ich sie plötzlich ganz in meiner Nähe und konnte sie ansprechen und ihr gratulieren, worüber sie sich riesig freute. Die Gruppe ist auf ihrem Rückflug nach London, nachdem sie 4 anstrengende Tage in Berlin mit drei Konzerten und viel Besichtigung verbracht hat. Sie erzählte mir auch etwas über die Schule und wie sie dahin kam. Nächste Woche macht sie dort „nebenbei“ Abitur. Das sind nun die zukünftigen Stars der allerobersten Liga, ganz normale Schüler, die man auch im Philippinum finden könnte, unaffektiert und ihre Fähigkeiten als ganz natürlich empfindend, und ich konnte es mir nicht verkneifen, ein Foto von den dreien zu machen, die nicht nur fantastischimage1 spielen, sondern darüberhinaus auch noch so sympathisch aussehen, sodass das eigene pianistische Unvermögen und Alter einen kräftigen Neid in mir entfacht, den ich dadurch im Zaum zu halten versuche, dass ich mir immer wieder klar mache, dass jeder Mensch seine Zeit und sein spezifisch zugemessenes Paket bekommen hat, eine Einsicht, die durch die Beschäftigung mit der westlichen und jetzt der chinesischen Astrologie glücklicherweise an Gewicht zunimmt. Meine vergleichbare Zeit lag eben vor etwa 50 Jahren und mein Paket war wohl auch ein gutes Stück kleiner, als ich mir selbst immer zugemessen hatte.
Gestern nun war ich wieder im Deutschen Theater, das ein ganz frisches Stück von von Schirach, bekannt durch die Verfilmung seiner vertrackten Strafrechtsfälle, mit dem Titel „Terror“ anbot. Im Vertrauen trotz Ausverkaufs doch noch eine Karte zu bekommen, stellte ich mich eine Stunde mit anderen vor Beginn an der Abendkasse an, aber später erschien eine Mitarbeiterin, die unser Ansinnen als ziemlich aussichtslos bezeichnete, da keine vorbestellten Karten zurückgekommen seien. Glücklicherweise hatte ich vorher schon mit einem Menschen gesprochen, der zwei Karten angeboten hatte, die mir aber zu teuer waren. Der Mann erwies sich im späteren Gespräch als außerordentlich guter Kenner der Theaterszene, sodass wir unter dem monumentalen , nicht abtragsfähigen Nazibunker ganz in der Nähe des Deutschen Theaters, der von einem reichen Kunstsammler Boros gekauft und mit seiner wohl bedeutsamen Sammlung bestückt wurde, die man auch nach Voranmeldung besichtigen kann, in ein langes Gespräch gerieten. Im Bewusstsein des Wertes seiner Karte ließ er aber nicht mit sich handeln und ich musste sie notgedrungen zu einem Preis übernehmen, den ich eigentlich nicht bezahlen wollte, denn ich wollte unbedingt auch den Auftritt des Bundesinnenministeres de Mazière miterleben, der zu einer Diskussion im Anschluss an das Stück angekündigt war. Man kennt die Politiker ja aus dem Fernsehen, aber ich finde es doch interessant, einen solchen Menschen auch mal direkt zu erleben. In dem Stück geht es um folgendes: Ein Terrorist hat ein voll besetztes Flugzeug entführt und will es auf die Münchener Allianzarena mit 70000 Besuchern stürzen lassen. Eine aufsteigende Bundeswehrrotte von Jägern kann den Flieger nicht abdrängen und schließlich schießt ein Pilot trotz gegenteiliger Weisung das Flugzeug ab. Dieser Fall wird in einer Gerichtsverhandlung mit Staatsanwalt und Verteidiger vorgeführt, mit einem zu seiner Tat stehenden Piloten und den bis in komplexe rechtsphilosophische Fragestellungen mündenden Argumentationen der beiden Seiten, die sogar Kant bemühen, aber die Aporie der Situation nicht auflösen können, sondern erst deutlich machen, dass das Recht nicht alle Situationen abdecken kann. Schließlich sollten die Zuschauer entscheiden und mussten durch Hammelsprung beim Zurückkehren nach einer kurzen Pause, indem sie entweder durch eine Tür mit der Aufschrift „schuldig“ oder „unschuldig“ zu gehen hatten, ihre Ansicht bekunden. Die Zählung ergab ca 270 Stimmen für unschuldig und ca 220 für schuldig. Ich hatte für schuldig gestimmt, da das Verfassungsgericht das entsprechende Gesetz zum Abschuss für verfassungswidrig erklärt und der Pilot sich über seinen Befehl hinweggesetzt hatte, mit der Maßgabe, die Schuld zwar festzustellen, aber eine entsprechend milde Strafe anzusetzen. De Maizière sprach sich zunächst für nicht schuldig aus, schwenkte aber dann, als auch der Regisseur für schuldig plädierte, darauf ein, nicht ohne Beispiele aus seiner Erfahrung aus der Politik und früherer Situationen mit ähnlichem Hintergrund mitzuteilen. Alle Beteiligten waren sich einig in der Hoffnung, nie in eine derartige Situation kommen zu müssen, die in keine vorgefertigte Regel gefasst werden kann und der Entscheidung des Einzelnen aus der Situation heraus anheimgestellt ist, eine tragische Grundkonstellation, die nur falsch entschieden werden kann, wie immer man sich auch entscheidet.
In solcher Weise auf den Flug nach London vorbereitet mit einem mulmigen Gefühl und der Vorstellung, wie es sei, in einer gekaperten Maschine zu sitzen, aber vereint mit den wunderbaren jungen Musikern, die mir wie persönliche Schutzengel vorkamen, bestieg ich das Flugzeug und schrieb weiter bis zum Landeanflug über der City, wo ich schon den Verlauf der Themse ausmachte und die Towerbridge unter mir ganz deutlich zu sehen vermeinte, als sich der Himmel ganz plötzlich verdunkelte und die Lichter der Stadt mit einem Mal in einem eigenartigen Schimmer aufleuchteten, ein faszinierender unerklärbarer Wechsel, der in einem Blitz mit erheblichem Knall in unmittelbarer Nähe meines Fensters, keine 10 Meter entfernt, vielleicht sogar auf die Tragfläche ableitend, das ist mir nicht ganz klar geworden, kulminierte und einige Passagiere zu lauten Ausrufen des Erschreckens veranlasste. So stelle ich mir die Sidewinder eines aufgestiegenen Jets vor, wie sie sich in die Seite des gekaperten Flugzeuges verbeißt, der Tank explodiert,  das Flugzeug trudelt und kippt ab. Alles geht ganz schnell und man ist bei vollem Verstand ohne Furcht. Das war’s. Aber ebenso rasch wurde es wieder hell, die Lichter der Stadt verblassten erneut und wir landeten in abendlicher Stimmung wohlbehalten in Heathrow.
Laut meines chinesischen Horoskops habe ich noch einige Zeit vor mir, aber es ist nun mal der letzte Abschnitt.  Der erhoffte mentale Aufschwung, den ich mir zu meiner Pensionierung gewünscht habe, wird sich wohl nicht einstellen, alles dürfte im alten Trott weiterlaufen. Immerhin können wir aber gemeinsam noch viele Feste in meinem Garten feiern, was ja auch nicht zu verachten ist. Bazi Suanming ist ein mächtiges Werkzeug in der Hand eines berufenen Deuters, vielleicht findet sich ja noch jemand, der die mentalen Fähigkeiten dazu besitzt, die mir fehlen.  Ich würde es mir jedenfalls wünschen. Jetzt bin ich aber müde in meinem Hotelzimmer und muss aufhören. Ich könnte noch vieles von Berlin schreiben, werde es aber bei diesem Brief belassen. Vielleicht gibt es noch einen über meine folgenden Tage in London, man wird sehen.

29.4.2016 London 1

Nachdem ich gestern bei Regen angekommen war, schien heute Morgen die Sonne und hellte meine Stimmung entsprechend auf. Beim Frühstück fremdelte ich noch im Hotel und sehnte mich nach dem betreuten Reisen mit den Kollegen zurück, neben mir hörte ich Hebräisch und Schwedisch, und eine englisch-pakistanische Familie nahm Platz. Als ich aus dem Hotel trat, kamen mir zwei orthodoxe Juden mit Käppi und Schläfenlocken entgegen, kurz darauf eine vollverschleierte Frau. In einem säkularen Staat, der die Religion zur Privatsache erklärt, finde ich diese demonstrative Zurschaustellung der religiösen Haltung inzwischen unangebracht, aber Markenbewusstsein ist ja auch ein Charakterzug des modernen Menschen und insofern in seiner ideologischen Äußerlichkeit wohl zu ertragen. Vielleicht sollte man auch mal den armen Menschen von Freital in Sachsen eine Reise nach London spendieren, um ihre Toleranzschwelle zu erhöhen.
Mit der Tube fuhr ich bis LondonBridge und hatte somit die umgekehrte image11Perspektive vom Abend vorher. Links die Towerbridge, über mir die Einflugschneise nach Heathrow.  Von meiner Nichte erfuhr ich später, dass tatsächlich drei Flugzeuge vom Blitz getroffen worden waren, ich habe also nicht gesponnen. Allerdings war der Tag in anderer Weise vom Irrtum geprägt. In Edinburgh hatte ich Anfang Januar eine Ausstellung mit Turner-Aquarellen gesehen und ich hatte irgendwo tief in meiner Erinnerung gespeichert, dass sich die Ölbilder von Turner in der Tategallery befinden, dahin wollte ich und dachte, es handele sich bei der Tate modern um den gesuchten Anbau. Nachdem ich von London Bridge unvermittelt in das Gewirr kleiner Gässchen eingetaucht war und mich in einem wunderbaren, von einem Glasdach überdeckten Markt wiederfand, wo es verführerisch duftete und die Händler ihre Ware teilweise so schön präsentierten wie dieses Pilzarrangementimage2, näherte ich mich ihr nicht vom Fluss über die Brücke aus, sondern sozusagen von hinten, von wo ich das Gebäude  für eine riesige Fabrikhalle mit Turm hielt, vielleicht ein ehemaliges Kraftwerk in seiner Blockhaftigkeit. Ich hatte mich wie üblich natürlich überhaupt nicht vorbereitet und war dann sehr verblüfft, dass dieser Eindruck vollkommen richtig war, wie ich später durch eine Dokumentation im Keller des Gebäudes belehrt wurde. Der Bau ist wirklich gewaltig und ein absolutes Must für jeden London-Besucher. Die riesige Turbinenhalle, die über mehrere Stockwerke geht, wird im Juni eröffnet und erweitert die Ausstellungskapazität noch einmal erheblich. Aber hier wird kein elektrischer Strom mehr produziert, mit dem Fernseher, Lampen und Herde gespeist werden, die Kunst selbst läd die Menschen mit Energie auf und man saugt sie ein wie das Baby, das von seiner Mutter in der Cafeteria ganz selbstverständlich gestillt wurde, ein sehr anrührendes Bild, das ich mich scheute, mit der Camera einzufangen, obgleich die Mutter gar nichts dagegen gehabt hätte, wie sich nachher herausstellte image3. Das ganze Gebäude ist erfüllt von Menschen, und man hat, wohl weil der Eintritt in England frei ist, ein ganz ungezwungenes Verhältnis zu den Exponaten und bewegt sich wie selbstverständlich zwischen ihnen. So tauchte auch ich hinab in die regressive Vorstellung, am Busen der großen Mutter zu liegen und stärkte mich so nachhaltig, dass mir die 6 Stunden, die ich mich in der Tate aufhielt, wie im Fluge vergingen. Gemäß meiner Erziehung, dass gegessen wird, was auf den Tisch bzw aus dem Busen kommt, und zwar vollständig, durchlief ich alle Ausstellungen, auch eine kostenpflichtige mit Fotografien der letzten hundert Jahre, Bilder von Aktionen, die sich nicht festhalten lassen, Plastiken für Sekunden: Performing for the Camera, sehr interessant für mich.
Die Exponate der verschiedenen Stockwerke sind sehr intelligent didaktisch präsentiert nach Themenbereichen wie Künstler und soziale Realität, Material, Reflexion der modernen Medien. Dadurch erläutern und kommentieren sich die unterschiedlichsten Werke gegeneinander, Malerei, Fotografie, Plastik und Videos stehen nebeneinander und werden auch mir besser verständlich. Zunächst holte mich wieder das Erlebnis von gestern ein, ichimage4 stand unvermittelt vor Beuys‘ Installation „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch“, laut Beschriftung the energy of a powerful flash of lightning, which illuminates a group of half-formed creatures.  Genau so war es im Flugzeug, und in der Tat, die Würstchen, die hier verloren herumlagen, sind ja wirklich ein schönes Sinnbild der menschlichen Existenz angesichts der durchschlagenden Naturgewalt. Mir war bisher gar nicht klar, wie visionär und gleichzeitig schlicht verständlich Beuys sein kann, obwohl ich mir ja diese hier notgedrungen etwas platte Aussage lieber im Medium der Literatur mit ihren ungleich differenzierteren Möglichkeiten des Ausdrucks servieren ließe. image6Ich image5halte es mehr mit der Abstraktion, als Beispiel zwei wunderbare Fotografien, die mit Gemälden der abstrakten Moderne fantastisch harmonierten. An anderer Stelle ein große Sammlung von Collagen von John Heartfield, von denen ich image7bisher nur zwei kannte, sehr lohnenswert. Mit einem Blick über die Themse verabschiedete ich mich bei Schließung notgedrungen von diesem schönen Ort, diesmal über die Fußgängerbrücke über die Themse zu St.Paul, um in die Tube abzutauchen. image81Es war Rush hour und ich hatte das Gefühl, in einen Ameisenhaufen abzusteigen, in ein Gewirr von engsten Kanälen und Durchgängen, der die U-Bahn von Berlin wie einen Verbund gotischer Kathedralen erscheinen ließ, zumindest an der Station Bank. Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, begann ich Gefallen an der Metamorphose zu finden und hätte es am liebsten gehabt, wenn das Licht ausgegangen wäre und man sich nur nach Geruch und Feromonen hätte orientieren müssen, für andere vielleicht eine alptraumhafte Vorstellung, die zu Panik führt. Aber Menschen bewegen sich nun mal über Optik und graphische Zeichen, und so war der Eindruck nicht ganz so kafkaesk, wie ich es mir als Halluzinogen-Ersatz durchaus gewünscht hätte. Meine Englischkenntnisse sind immerhin so realitätstauglich, dass ich auf eine Durchsage, der Zug fahre in eine andere Richtung als angegeben, wofür man sich sehr entschuldige, ausstieg und eine zweite, zielführende besteigen konnte.

2.5.2016 London 2image12

Nun ist es amtlich. Am Freitag war ein Bild in der Zeitung, das wohl ein Fotograf zufällig geschossen hat. Ob es genau mein Flugzeug war, ist aber nicht sicher. Meine Nichte hat es mir geschickt. Eigentlich wollte ich ja nichts über familiäre Dinge schreiben, aber der 50.Geburtstag war nun mal der Anlass der Reise, die ich nur widerwillig angetreten habe, weil ich dadurch die schönste Zeit in meinem Garten verpasse. Inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem Termin geschlossen,  bin sogar sehr begeistert von diesen  Besuch Londons mit seinen so verschiedenartigen Eindrücken. Nachdem sich bei Fish und Chips in der Wohnung meiner Nichte, die sie mit ihrer ehemaligen Freundin und deren zwei Söhnen bewohnt, – zum Abendessen am Donnerstag war auch noch meine Schwester gestoßen -, mein Irrtum hinsichtlich der Tate Gallery aufklären ließ, war ich am Freitag in der Tate Britain, um die erhofften großen Gemälde Turners sehen zu können. Das war nun eine Enttäuschung, weil die berühmten späten offenbar alle woanders hängen und über die Welt verstreut sind. Immerhin handelte es sich um eine enzyklopädische Sammlung aus allen Schaffensperioden mit guten Kommentaren in diesem Anbau, von dem ich gelesen hatte. image21Turner war ja schon in jungen Jahren ein Star und hat sich selbst gemalt. Als schöne Beispiele seiner Reisen nach Deutschland die image31image41Ansichten von Heidelberg und der Walhalla.

Um 17 Uhr waren nun alle Verwandten zu einer Führung in der Bibliothek, in der meine Nichte arbeitet, eingeladen. Die Wiener Library ist die älteste Holocaust-Gedenkstätte der Welt. Genannt nach Alfred Wiener aus Potsdam, einem deutschen Bürger jüdischen Glaubens, der schon Ende der 20 image51Jahre anfing, Material über, von und gegen die Nazis zu sammeln. Bereits 1933 nach Amsterdam geflohen, war er Mitglied einer jüdischen Konferenz, die Hilfe für Flüchtlinge aus Deutschland bereitstellte. Hier findet sich Nazi-Material von Kinderbüchern bis zu Unterlagen des nazionalsozialistischen Zahnarztverbands, der offenbar versuchte, bestimmte Zahnmerkmale als typisch jüdisch wissenschaftlich zu fundieren. Ein Fenster in die Zeit mit Erfahrungsberichten von Juden, bevor der Holocaust als solcher beschlossen und durchgeführt wurde. In London ist Nazimaterial offen zugänglich, das in Deutschland indiziert ist, deshalb kommen alle möglichen Interessenten hierher bis zu Kostümbildnern, die Vorbilder für Bekleidung aus Auschwitz suchen. image61Besonders beeindruckt hat uns ein Kinderspiel nach dem Vorbild von Mensch-ärgere-dich-nicht: Juden raus! Zeig Geschick im Würfelspiel, damit du sammelst der Juden viel. Gelingt es dir 6 Juden rauszujagen, so bist du Sieger ohne zu fragen. Für Anhänger des NSU noch viele weitere Anregungen. image71Erstaunlich, dass es auch heute noch rechte Blätter gibt wie die Zeitschrift von 2014, die sich mit den Waffen der SS beschäftigt. Aber image82auch sehr intelligentes subversives Material ist zu sehen, das vom Ausland nach Deutschland geschickt wurde, so etwa eine Tarnschrift mit dem Titel „Briefe deutscher Klassiker“, die ab Seite 3 image9die Erwiderung Thomas Manns auf die Aufhebung seines Ehrendoktorates durch die Universität Bonn zeigt. Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde beschlossen, am nächsten Tag eine Fahrt auf der Themse von Greenwich nach Westminster zu machen, und ich war froh über diese Entspannung im Rahmen des Verwandtentreffens, denn die beiden Museumstage hatten mich sehr angestrengt. Bei Greenwich wurde ja schon vor 100 Jahren ein Tunnel unter der Themse gegraben, image11man sieht die Eingangskuppel in der Mitte neben einem Museumsschiff, das dort auf Grund gesetzt wurde. Der Blick von der Themse bietet dem Betrachter erstaunlich hässliche moderne Architektur, aber auch kleine Wohneinheiten mit „Privatstrand“, die ich sehr verlockend fand, für unsereins nicht finanzierbar. Vorbei an den üblichen Wahrzeichen Londons, die alle wahrscheinlich kennen, war für mich besonders die Tate modern wichtig, neben der eine Kopie von Shakespeares Globe-Theater steht, in der Peymann wohl seinen Richard II aufgeführt hat. image12Meine Verwandten haben es nicht so mit Museen und strebten danach der Portobelloroad zu. Da ich nicht noch einmal in mein weit draußen liegendes Hotel zurück wollte, ging ich mit, fand aber das Angebot höchst uninteressant und verabschiedete mich in den Hyde Park, der mir willkommenen Ersatz für meinen eigenen Garten bot. image10Auf den großen Rasenflächen mit den wunderschönen großen Bäumen tummelte sich eine Menge Leute, und zwischendurch fanden sich Blumenrabatten in herrlichen Farbkombinationen. Ich lese gerade von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“, ganz bewusst Jahre nach der Aufregung um dieses Buch, denn die, ich will nicht sagen „Lügenpresse“, neigt ja dazu, bestimmte Sachverhalte über Gebühr zu hypen, wie man ja auch jetzt wieder an der Diskussion über die Flüchtlingskrise sehen kann. Wenn man Sarrazin in dem folgen will, was er in einigen Passagen des durchaus intelligenten Buches formuliert, dann hat sich England schon längst abgeschafft, zumindest in London. Die rassische Vielfalt der Bevölkerung ist ganz exorbitant. Allerdings eint sie alle die englische Sprache, das wohl wichtigste Integrationsinstrument, und ich fürchte, wenn man diese Sprache zugrunde legt, haben noch einige Leute wie ich ein Integrationsdefizit, sogar für Deutschland. Ich habe schon gestaunt, wie in Berlin wenig Verdienende über die Runden kommen wollen, hier wird es zum Rätsel. Aber irgendwie geht es wohl und hat zur Folge, dass sich auch eine kulturelle Vielfalt ausgebreitet hat, die an die Buntheit der Fauna eines tropischen Korallenriffs denken lässt. Individualisierung, Abgrenzung oder demonstrative Gruppenzugehörigkeit treiben schon seltsame Blüten. Ich sah einen Mann mit Ohrlöchern so groß wie ein gefüllter Keks aus der Prinzenrolle, das Ohrläppchen wurde durch einen Ring auseinandergehalten und das, was von ihm übrig blieb, spannte sich in dünner Lage darum. Ähnliches konnte ich kürzlich in der Mayaausstellung in Berlin sehen. Vielleicht werde ich es noch erleben, wie auch die Schädel verformt werden und sich diese Generation bei ihren Nachkommen an einem vergangenen, aber offenbar wieder entdeckten mexikanischen Schönheitsideal orientiert. Selbst nicht ursprünglich hier ansässige Tiere haben sich eingebürgert und fühlen sich offenbar wohl. image13Schwärme von Papageien waren im Hydepark zu sehen, am nächsten Tag (Sonntag) sah ich die Abbildung eines solchen aus dem 18. Jhdt. in der südostasiatischen Abteilung des Victoria and Albert Museum. image13Dieses Museum ist einfach fabelhaft. Kulturelle Gegenwart und Vergangenheit der Welt bis in die Antike sind hier in einzigartiger Fülle vereint und an einem Tag gar nicht zu bewältigen. Sogar das architektonische Detail eines Gebäudes in Melbourne, das mit beweglichen Glaselementen arbeitet, findet sich und war mir ein hochwillkommenes Amuse-gueule für meine Reise nach Australien im Herbst. Es herrschte großer Andrang, denn es gab einen japanischen Kindertag, man konnte sich in Kalligraphie versuchen, Samurai-Helme aus Papier basteln, und eine Taiko-Gruppe image22machte alle volle Stunde ordentlich Raudau im Hof des Museums, wo sich die von ihrem Werk erhitzen kleinen Menschen unter Aufsicht ihrer Eltern ungeniert in einem Wasserbassin erfrischten.image32 Nachdem das Museum schloss, machte ich noch einen Spaziergang über das Royal College of Music und die Royal Albert Hall zum Hydepark, wo ich auf ein Memorial in Form eines kreisförmigen Bachlaufes für Ihre Royal Highness, die Herzogin von Kent, genannt Lady Di, die Königin der Herzen, stieß. Hier wurde ich wieder an den ersten Grund meines Berlinaufenthaltes erinnert, der astrologischen Fortbildung im chinesischen System. Zum Abschluss des Kurses ging es um Partnerschaften, und ein Mitglied der Gruppe schlug vor, Prinz Charles und seine Frau zu untersuchen, was sehr einfach war, weil sich die genauen Geburtsdaten im Internet finden. Die chinesische Methode brachte nun zum Vorschein, dass die Ehe der beiden eine Katastrophe war, und jeder hergelaufene taiwanesische Straßendeuter hätte  sich die Haare gerauft, wenn er vorher um Rat gefragt worden wäre. Man konnte auch deutlich sehen, dass sich das Leben von Prinz Charles zum Positiven änderte nach dieser schwierigen Periode. Ihr werdet jetzt alle die Augen verdrehen und ich räume ein, dass eine Metagnose wesentlich einfacher als eine Prognose ist, aber verblüffend war es doch für uns alle. Deshalb verlasse ich dieses Thema schnell wieder und komme zurück auf den Samstag Abend und das Geburtstagsfest. Es fand in einer Location statt, in der normalerweise Kochkurse gegeben werden, und ursprünglich sollten wir nach der Vorstellung meiner Nichte wohl auch kochen, was die chinesische Chefin des Etablissements aber gottseidank verweigerte mit dem Hinweis, dass bei einer solch großen Gruppe niemand richtig hinhöre und den Anweisungen folge. Immerhin mussten wir Cocktails in kleinen Gruppen mischen, image14die dann vom Geburtstagskind und einem Mitglied der Crew bewertet wurden. Das war ganz witzig, und der erste, den wir nach Anweisung machen mussten, bestand unter anderem auch aus gestoßenen Salatgurken, die ein aus verschiedenen Säften und Alkohol bestehendes Gemisch mit ihrem Geschmack zu einem fantastischen Getränk abrundeten, was ich für meine eigenen Sommergesellschaften übernehmen werde. Als einziges Mitbringsel von der Portobelloroad hatte ich eine Merkel-Maske erstanden, die zur allgemeinen Erheiterung beitrug. Ich habe sie für ein Fotoprojekt „Selfies mit Merkel“ gekauft in Anlehnung an ein Bild, das durch die Zeitungen ging und einen Flüchtling mit ihr zeigt, der sich und sie selbst fotografiert. Das brachte mich ins Gespräch mit einer Cousine meiner Nichte, einer Kinderärztin vom Prenzlauer Berg, die in der DDR aufgewachsen ist. Sie wiederum ist mit Leuten befreundet, die schon mit Merkel zur Schule gegangen sind, und bestätigte meine lange gehegte Überzeugung, dass es sich bei unserer Bundeskanzlerin keineswegs um eine berechnende, sondern sehr integre, uneitle Person handelt, die zwar zweimal eine sehr emotionale Entscheidung getroffen hat (Kernkraftausstieg und Flüchtlingsfrage), die sie möglicherweise in ihren Konsequenzen nicht vollständig überblickt hat, mir aber bei der sonst vorherrschenden Politikerglätte außerordentlich sympathisch ist. Wir waren uns auch einig über den Bundespräsidenten, der zwar in seinem Darstellungsbedürfnis etwas übertrieben wirkt, aber durch seine pastorale Art in dem Job ganz richtig ist.
Diese letzten Zeilen schreibe ich schon wieder in Berlin in einer Mall gegenüber dem Bundesrat, wo ich mich bei einem Kaffee von der Besichtigung des Gebäudes und Instruktionen über seine Funktion erhole. Die zweite Gruppe der Schüler aus dem Philippinum ist jetzt im Gebäude, wir treffen uns nachher und fahren dann alle zusammen in unsere Unterkunft. Sollte sich noch etwas Interessantes im Rahmen dieses Polit-Besuches in den nächsten Tagen hier ergeben, werde ich mich noch einmal melden. Am Mittwoch Abend werde ich mit den Schülern wieder zurück in Marburg sein.